Tiertransport: Eine Fahrt, die mit einer Lernroute beginnt

Im Lehr- und Versuchsgut Köllitsch finden regelmäßig Lehrgänge zum ordnungsgemäßen Transport von landwirtschaftlichen Nutztieren statt.

Durch Bestehen der abschließenden schriftlichen und mündlichen Prüfung erhalten die Teilnehmenden ein Zertifikat, mit dem sie beim Veterinäramt im Heimatkreis des Betriebes einen Befähigungsnachweis beantragen können. Dieser ist erforderlich, um Wirbeltiere aus wirtschaftlichen Interessen über 65km transportieren zu dürfen. Landwirte mit einem Abschluss nach 2007 erhalten das Zertifikat automatisch im Rahmen ihrer Berufsausbildung. Quereinsteigerinnen erhalten den Sachkundenachweis durch einen solchen Lehrgang.

Abbildung 1: Übersicht Gesetze

Beim Tiertransport treffen die Interessen und Ziele verschiedener Akteure auf die Bedürfnisse der Tiere (siehe Abbildung 2). Daraus ergeben sich je nach Aspekt unterschiedliche Aufgaben (siehe Abbildung 3). Die gesetzlichen Regelungen definieren dabei Minimalstandards, deren Einhaltung und Übererfüllung auch bei kürzeren oder privaten Fahrten dem Wohl von Tier und Mensch zuträglich sind.

Abbildung 2: Akteure beim Tiertransport

Abbildung 3: Aufgaben vor, während und nach der Fahrt

In den letzten Jahrzehnten entwickelte sich eine bislang nicht gekannte Vielfalt an landwirtschaftlich genutzten Tierarten. Mögen Gehege mit Rot- oder Damwild keine seltenen Anblicke mehr sein, stellen Kameliden wie Alpakas oder Wildtiere wie Bisons ganz neue Herausforderungen dar. Durch Beiträge von Praktikerinnen und Mitarbeit der Schulungsteilnehmenden finden diese Aspekte Berücksichtigung im Lehrgang und halten diesen stets aktuell. Informationen zu diesem und weiteren Lehrgängen finden Sie unter https://www.lfulg.sachsen.de/veranstaltungen.html.

Das Projekt CattleHub beschäftigt sich in erster Linie mit der Digitalisierung in der Rinderhaltung. Auch diese spielt beim Transport lebender Tiere eine zunehmend größere Rolle. Neben einfachen Lüftungs- und Tränkesystemen sind die Tiertransporter für längere Fahrten mit professionellen Navigationssystemen ausgestattet, die ihre Position per GPS bestimmen und sie zusammen mit weiteren Fahrzeugdaten auf Anforderung per Mobilfunknetz live an die Behörden übermitteln. Einen Schritt weiter geht das Projekt SenMooVE (https://www.tu-chemnitz.de/etit/sse/Forschung/Projekte/pview.html?project=senmoove) an der TU Chemnitz, bei dem auch die Position und Bewegung der Passagiere innerhalb eines Fahrzeugs des ÖPNVs erfasst wird. Übertragen auf den Tiertransport ließe sich mit solch präzisen Informationen schon während des Transports diverse Fehler bei der Ladung, der Routenwahl und dem Fahrverhalten vermeiden.

Beim aktuellen Arbeitsziel „Simulationsgestütztes Lernen“ im Experimentierfeld CattleHub liegt die Schnittmenge zum Tiertransport in der Entwicklung einer Lernroute mit Augmented Reality Elementen zum Thema „Kälbertransport“. Da die Anforderungen je nach Tierart und Alter sehr individuell ausfallen, ermöglicht eine Fokussierung auf das Rind in einem eng definierten Lebensabschnitt den notwendigen Detailgrad in den Lernmaterialen, ohne die Lernenden mit der Wissensmenge zu überfordern. Ausgestattet mit einem Smartphone oder Tablet werden auf der Route verschiedene Lernstationen besucht und passende Informationen zur aktuellen Position angezeigt. Die Erfahrungen bei der Entwicklung der Lernroute „Kälbertransport“ münden in einem Leitpfaden zur Entwicklung weiterer AR Lernrouten in der Landwirtschaft mit Tipps und Anleitungen, was dabei zu beachten ist.

Vom immersiven Lernerlebnis versprechen wir uns nicht nur ein effektiveres Lernen, sondern auch ein besseres Verständnis für das Tierwohl. Wichtig ist uns außerdem, dass die Teilnehmenden in ihrem Lerntempo arbeiten können. Die Möglichkeit, durch andere Teilnehmende abgelenkt zu werden, wird beim VR-Lernen minimiert. Mit der AR Lernroute können wir die Lerninhalte ortsbezogen und spannend aufarbeiten und so das Interesse am Thema steigern.